Schiff ohne Anker

Wie ein Schiff ohne Anker, treibe ich dahin, finde keinen Halt.
Wie ein Schiff ohne Anker, einfach ständig in Bewegung, ständig losgerissen, allen Wendungen und Wettern ausgesetzt –
wie ein Schiff ohne Anker, dafür werd‘ ich langsam zu alt.

Und wenn es kentert.
Dann bin ich das Treibholz im Meer, eine Seele, die es zieht – und es zieht sie so sehr!
Ich treibe davon, nachdem es zerschellte. Gerade zu auf die berstenden Wellen, die Wogen hinaus, denke ich an die Zukunft; komm gar nicht draus.

Wie angespült an diesen Strand, der Sehnsucht und Hoffnung vereinte.
Am Strand voller Träume, aus längst vergangenen Leben, die ich einst lebte. Ich blicke zurück, schaue in Augen und hoffe, dass das Glück endlich keimte.

Und wenn es mich erfüllt.
Ein Lächeln, ein Hieb, ein kurzer Moment nur musste es sein. Ein Halten, die Worte und fast mit Gewalt stürzte es wieder auf mich hinein – trunken von Phantasie, trunken von Träumen, die wie brechende Wellen mein Herz fast überschäumen.

Wie Realität holt es mich zurück und lässt mich doch in manchen Augenblicken noch diese Tiefe einmal erblicken; bin nicht gestrandet, bin nicht angekommen –
das Schnappen nach Luft, als würde meine Seele innen doch ersticken.
Ertrunken in Mitleid, hab ich das gewollt?

Dabei hoffte, dabei träume ich doch nur davon, noch einmal nah zu sein, ohne gestern und ohne morgen. Ich verstehe es, verstehe all die Bedenken, verstehe alle Sorgen.
Ich verstehe die Realität, ich weiss, es kann ja nicht sein. Fühle trotzdem, kehre in mich hinein, kehre es aussen hervor und weiss doch eigentlich,
bin längst schon ertrunken bevor ich erfror.

271019