Es ist keine Kleinigkeit, wenn man sich scheiden lässt. Es ist nicht das kleine bisschen Vernunft, was den anderen dann überzeugen würde, nett zu bleiben. Menschlichkeit und einstige Zuneigung wandeln sich in Unverständnis und Intoleranz. Dein geglaubtes Gegenstück dreht dir den Rücken zu und geht. Gott sei dank!
Denn der Gehende, der bin ich. Ich will, dass es aufhört. Denn das, was da war, kann man eigentlich kaum in Worte fassen. Erträglich war es nur an den Tagen, an denen ich meiner Einsamkeit gewiss war – vor allem der physischen. Ertragen kann das niemand.
Mit manchen Worten habe ich gelogen, mit manchen Blicken wohl auch. Ich weiss nicht, ob ich es wirklich so gut rüberbrachte; aber dass es bis zum Ende nicht offenbar wurde, bleibt mir ein Rätsel. Ich bin ein verdammt schlechter Lügner. Die einzige Lüge, die funktioniert, ist eine Geschichte, deren Wahrheit ich mir ausmale. So hat mein Leben immer funktioniert, ich drehe die Wirklichkeiten so, dass sie für mich wahr und gut sind. Meine eigene Realität. Wie in einem immerwährenden Traum, in dem man nicht mehr aufhört, sich zu drehen.
Dieser Traum wurde zum Albtraum. Keine Ruhe, kein Raum für Gedanken und für das Echte, was sonst aus meiner Seele sprechen muss und auszubrechen versucht. Tagtäglich, quälend, lähmend stampfte er mir seinen Stumpfsinn ein. Abgeklärt und kalt, wie ein Stein, wie ein Riese, der sich vor mir aufbaut. Meine Aussichten waren getrübt, meine Hoffnung lag im Nebel – vor meiner Zukunft verschloss ich lieber die Augen, als ihr entgegen zu eifern. Tragik! Und immer wieder, das Leben.
Dieser Riese, der da stand, nahm mir meine ganze Kraft. Er saugte sie auf und verdarb mich dafür. Er verdarb mich für alles Leben, das ich in mir hatte; für all die Liebe, die ich spüren konnte; für all die Güte, die ich in jedem Menschen zu sehen pflegte. Und er machte mich grau. Farblos. Trist.
Mit seinen dumpfen Tönen und Klängen, seiner Unbedarftheit und der schlichten Uneleganz; seiner Art sich in alles einzumischen, was ihn angeblich nicht interessierte – ohne Feingefühl, ohne eigene Existenz – all das zertrieb mein Innerstes und machte mich leer. Er stahl all die Farben. Er stahl jeden Sinn.
Endlich kann ich darüber lachen, weil ich wieder lachen kann. Und ich kann mich darüber freuen, dass ich wieder ich sein kann. Ohne Groll und ohne Gram, ich gehe es jetzt nochmal von vorne an. Das mit dem Leben, das ist zum Glück geblieben. Denn eigentlich hatte ich nie dieses innerlich zerreissende Gefühl, nicht genug zu haben; nicht genug zu verdienen; das zermürbende Gefühl der Unvollständigkeit. Ich kenne es nicht, auch wenn ich es jetzt sehr lange sah. Es muss anstrengend sein, mit sich selbst zu leben, als er.
Aber glücklicherweise, ich klatsche in meine Hände, ich lächle breit und vergnügt. Ich strecke mich und bin gross und frei und farbenfroh. Und ich schicke ihn zurück in ein Land vor unserer Zeit, meinen Tyrannus Saurus Ex.
140517